Wegkapelle „Zum Eisernen Bild“ (48.412863, 14.949214)

Wegkapelle „Zum eisernen Bild“

 
 

Etwa zwei Kilometer südlich von Kleinpertenschlag steht abseits der Straße die Wegkapelle „Zum eisernen Bild“.


Der im Grundriss quadratische Bau mit Rundbogenöffnung und weitem Holzvorbau hat ein mit Holzschindeln gedecktes Satteldach und ein Tonnengewölbe. Der hintere Teil ist mit einem Holzgitter verschlossen. An der Rückseite hängt das sogenannte „Eiserne Bild“.

Die Kapelle ist der Legende nach der wundersamen Rettung eines verirrten Wanderers zu verdanken, der aus Dankbarkeit ein Bild zu Ehren der göttlichen Dreifaltigkeit malen ließ. Ein Schutzengel geleitet ein Kind durch den Wald, darüber der Sonntagberger Gnadenstuhl, flankiert von Maria und Josef.

Auf einer Inschrift rechts unten kann man Folgendes lesen:
Gestiftet 1701 v. Paul u. Joh. Dirrigl
Renov. 1840 Jos. Köbl
Renov. 1856 Ant. Bräuer Arzt
Hans Weiss 1957
Liebenau

Wegkapelle „Zum eisernen Bild“
Wegkapelle „Zum eisernen Bild“


Wegkapelle „Zum eisernen Bild“
Wegkapelle „Zum eisernen Bild“


Wegkapelle „Zum eisernen Bild“
Wegkapelle „Zum eisernen Bild“



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Das Eiserne Bild

Frieda Mauritz – WALDVIERTLER G’SCHICHTEN (1982)

Wer von Kleinpertenschlag nach St. Georgen in Oberösterreich will, muss auch heute noch durch die endlosen Forste des Weinsberger Waldes, einem Rest des alten „Nordwaldes“, und da wieder durch ein Waldstück, das „Eisenbilderwald“ heißt. In den letzten Siebzigerjahren wurde die durchführende Straße stark verbreitert und teilweise überhaupt neu trassiert. Diese schöne, neue Waldstraße nimmt dem dichten Walde etwas von seiner Unheimlichkeit. Bei der Abzweigung des Stiftinger Weges, an der rechten Straßenseite, ist heute noch eine Kapelle zu sehen, die durch ihren eigenartigen Bau auffallen muss. Denn es ist nicht nur der untere Kapellenteil gemauert, sondern auch der Giebel, der zur Straßenseite schaut. Das Dach ist noch mit Schindeln eingedeckt. Im Kapellenraum steht ein Altar, über dem das „Eiserne Bild“ hängt. Es zeigt einen großen Wald in dessen Vordergrund ein kleiner Mann von einem Engel schützend geführt wird. Über dem Walde schwebt ganz oben die Heilige Dreifaltigkeit. Der Stifter dieses Bildes war ein Rauchfangkehrer. Die Erbauer der Kapelle (1701) Paul und Johann Dirigl, wie die zweimalige Renovierung 1840 durch Josef Köbl und 1856 durch Anton Brauer, Arzt, sind auf dem Bilde vermerkt.

Sehr anzuerkennen ist die Erneuerung dieses Bildes im Jahre 1957 durch Hans Weiss, einem malenden Tischler aus Liebenau. Das alte Bild aus Eisenblech war durch Rost schon so arg zerstört, dass unbedingt eine Erneuerung vorgenommen werden musste, die Weiß genau nach dem Vorbilde herstellte.

Die Vergrößerung der gemauerten Kapelle wurde durch einen offenen Vorbau aus Holz erreicht, der auch die Einstellung von zwei Bänken ermöglichte, auf denen Wanderern, die betend verweilen wollen, eine Rast ermöglicht wird. Sehr sinnreich und auf die Entstehungsgeschichte hinweisend ist der auf einem kleinen Bildchen angebrachte Sinnspruch:

„Wechselnde Pfade
Schatten und Licht,
alles ist Gnade,
fürchte dich nicht!“

Wie wir aus dem bis jetzt Gehörten entnehmen, trägt der Waldabschnitt „Eisenbilderwald“ seinen Namen zu Recht. Durch Jahrhunderte mag den Wanderern, wenn sie den Weg durch ihn nahmen, das Grauen gekommen sein.

Denn in diesem dichten, nicht enden wollendem Walde gab es noch bis zu Beginn des vorigen Jahrhunderts Bären, Luchse und selbstverständlich Wölfe, die Menschen nicht selten anfielen und fraßen. So mag wohl auch unserem Manne, einem Rauchfangkehrer, der einst zu Ende des 17. Jahrhunderts den langen Weg von St. Georgen nach Kleinpertenschlag nahm, nicht ganz geheuer gewesen sein, als er diesen Wald durchschritt. Noch dazu waren ein recht trüber Herbsttag und der Weg durch den schweren Nebel fast nicht sichtbar. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er bei Einbruch der Finsternis vom Wege abkam und schließlich gänzlich die Orientierung verlor. So irrte er sieben Tage verzweifelt in diesem undurchdringlichen Wald herum, bis er wieder und immer wieder entkräftet auf den Waldboden sank und erschöpft einschlief.

Durch das Heulen der Wölfe erwachte er oft, und nur die Angst um sein Leben trieb ihn bei Tageshelle wieder weiter. Am siebenten Tage war er mit seinen Kräften so am Ende, dass er sich von seinem Mooslager nicht mehr erheben konnte und sein Tod ihm gewiss war. Da begann er in seiner Todesangst zu beten. Immer und immer wieder rief er in seiner Not die Hl. Dreifaltigkeit um Hilfe an.

Da spürte er etwas an seiner Schulter. Weil er schon so ermattet war,

kümmerte er sich gar nicht mehr darum. Doch als ihn jetzt jemand stärker zu rütteln begann, erhob er doch seinen Kopf, der ganz schlaff auf seiner Brust lag und da sah er ein gar feines Gesicht mit einem zauberhaften Lächeln und so viel Güte, dass er gleich Vertrauen zu diesem geheimnisvollen Wesen fasste, dass ihn an der Hand nahm und zuerst leicht, dann immer kräftiger aus dem Gewirr der Zweige half, bis er mit dieser Lichtgestalt endlich auf dem Wege
stand.

Der Helfer war wahrlich eine Lichtgestalt, ein Bote des Himmels, der ihn um Kopflänge überragte, den rechten Arm schützend um ihn hielt und leitend an seiner Seite schritt. Das unwahrscheinliche Leuchten, das von ihm ausging, strahlte tief in den Wald hinein. Hie und da glotzte ein Häslein aus seinem überdeckten Grübchen hervor oder äugte ein Rehlein durchs Gezweig. Es war ein wundersames Wandeln, ohne zu ermüden. Nur von einem warmen Lichte angetrieben war es fast ein Schweben über dem Waldboden. So geleitete unseren Mann der schützende Engel, denn ein solcher war der Helfer sicherlich, aus dem finsteren Walde nach Kleinpertenschlag.

Als er hier vor der Tür des ersten Hauses stand, anklopfte und um ein Nachtquartier bat, war der geheimnisvolle Begleiter verschwunden. Nur ein leichter Lichtschein, der sich immer mehr nach oben hob, ließ ihn nur mehr ahnen.

Der so wunderbar errettete Wandersmann sprach zu den Holzhauersleuten, die ihn für die Nacht bei sich behielten, nur mehr von einem Schutzengel, der ihn nach Anrufung der Hl. Dreifaltigkeit so wundersam errettete. Weil er sich dem Himmel gegenüber dankbar zeigen wollte, ließ er auf einer Platte aus Eisenblech die ganze Begebenheit malen und brachte das Bild an einem Baum an der Stelle an, wo er ermattet zusammensank, um dann so wunderbar
errettet zu werden.

Später sollte das Bild einmal von einem Schmied, der an ihm vorbeikam, mit der Absicht, es handwerklich zu verarbeiten mitgenommen, aber nach vielen Gewissensbissen dann doch wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückgebracht worden sein.

Die Kapelle „Zum Eisernen Bild“ ist schon seit langer Zeit für viele Wanderer zur Raststation geworden. Die Ruhepause mag für sie vielleicht auch Besinnung und Nachdenken bedeuten. Für die Menschen der Umgebung ist sie einmal im Jahre und zwar am Dreifaltigkeitssonntag ein Treffpunkt nicht nur zum Gebete, sondern der Kirtag, der da abgehalten wird, bietet auch viel Entspannung und Fröhlichkeit.

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