Nordöstlich von Groß Gerungs steht in einem Waldbühel beim Haus Ober Rosenauerwald I Nr.60 die Friedenskapelle.
Der aus rohen Steinen gemauerte Bau mit angebauter Apsis und einem kleinen Zubau ist mit Eternitschindeln gedeckt. An der Vorderseite befindet sich ein kleiner Holzturm mit geknicktem Pyramidendach aus Blech und ein großes Turmkreuz. Man betritt den Andachtsraum durch eine rundbogenförmige Tür. Der Raum selbst wird durch halbrunde Fenster erhellt. In der Apsis steht ein Altartisch. Dahinter hängen ein großes Holzkreuz mit Kruzifix und mehrere Heiligenbilder. Die Holztramdecke ist nicht sehr hoch und vor dem Altar kann man Folgendes lesen: „Der Friede in unserem Leben sei der Dreieinige Gott“.
Auf einem Gedenkblatt erfahren wir mehr zur Entstehungsgeschichte:
„In Oberrosenauerwald bestand der Wunsch, an Stelle der beiden Kreuzstöckl, Zwölfer und Huber, eine Kapelle zu bauen. In vielen Sommerandachten reifte auch beim Ortspfarrer Anton Hofbauer der Entschluss, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen. In den Gefahren der letzten Kriegswochen, die für die Heimat bestanden, war ja der Kriegsschauplatz nur mehr 30 km entfernt, bestürmten wir den Allmächtigen um Hilfe. Die Heimat blieb vom Ärgsten verschont, so bestand für uns alle eine große Dankespflicht, die zur Erfüllung drängte. Es wurde unter Gebet der Entschluss gefasst, die Friedenskapelle als Waldkapelle auf dem Waldbühel der Familie Vogl, Oberrosenauerwald erstehen zu lassen. Das Werk wurde zu Maria Himmelfahrt 1945 mit einer schlichten Andacht an der Baustelle begonnen. Die Kapelle stellte der Ortspfarrer unter den Schutz der Friedenskönigin Maria.
Herr und Frau Vogl unterzeichneten die Schenkungsurkunde für kirchliche Zwecke. Die Gemeinde Oberrosenauerwald erteilte die Baubewilligung und dem Ortspfarrer den Auftrag, den Bau durchzuführen. So wurde der Bau mit Eifer von Seite der Bevölkerung und Handwerker begonnen und bis zum Leopolditag 1945 im Rohbau fertiggestellt.
Das schöne Herbstwetter begünstigte außerordentlich den Bau. Durch die vielen Kriegsschäden war die Beschaffung der Baumaterialien sehr schwierig, doch die vorbildliche Opferbereitschaft der Bevölkerung machte das fast unmöglich Scheinende möglich. Der Herrgott vergelte es!
Das Turmdach und das schöne Turmkreuz verfertigte Herr Spenglermeister Neulinger Ferdinand, von der Haid gebürtig. Die Turmkreuzweihe erfolgte unter großer Beteiligung des Volkes am 18.November 1945, um 2 Uhr Nachmittag.
Und auch über die Entstehungsgeschichte kann man Einiges erfahren: „Den Plan entwarf Herr SR Josef Frank, Direktor der HS Groß Gerungs. Die Ausführung war ein freiwilliges Gemeinschaftswerk der Oberrosenauerwald Bevölkerung. Die Steine wurden in den umliegenden Büheln durch Sprengung gewonnen. Im Waldblock um die Kapelle durfte kein Granitblock zerstört werden. Für die Zurichtung der Steine zeichnet Leopold Binder aus Oberrosenauerwald. Die Maurerarbeiten wurden unter Johann Wagner und zahlreichen Helfern durchgeführt. Die Zimmereiarbeiten übernahm Josef Steininger vom Jagerhäusl. Fenster, Türen und Bänke wurden in der Tischlerei Franz Höbart in Groß Gerungs gefertigt. Luster und Kerzenleuchter entstanden beim Wagnermeister Josef Helmreich in Haid. Das Holz für den Dachstuhl spendete Josef Feßl aus Oberrosenauerwald, das Holz für Decke und Bänke Herr Fichtinger aus Groß Gerungs. Das Altarkreuz stellte Antonia Gött aus Oberrosenauerwald aus ihrer Wohnung zur Verfügung. Und die Marienstatue war eine Spende aus der Pfarrkirche Groß Gerungs.“
Am 15.August 2005 feiert man 60 Jahre Friedenskapelle (Foto: Andreas Fuchs).
Aus früherer Zeit.
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