Neben dem Haus Schönfeld Nr.17 steht die Einsiedelkapelle.
Die Einsiedelkapelle oder auch Kreuzstöckl genannt ist seit etwa 1750 eine Wallfahrtstätte „ZUM GEGEISSELTEN HEILAND AUF DER WIES“.
Der Name Einsiedelkapelle ist nicht ganz eindeutig. Steht auf einer Gedenktafel und einer Beschreibung neben der Kapelle der Name „Einsiedelkapelle“, so findet man in den Wanderkarten und auf der Homepage der Gemeinde Arbesbach den Namen „Einsiedlerkapelle“. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Einsiedlhof.
Der im Querschnitt rechteckige Bau, mit angeschlossener eckiger Apsis, hat ein mit Eternit gedecktes Satteldach und eine etwas höhere Giebelmauer an der Vorderseite. Gleich dahinter erhebt sich ein mit Eternitschindeln verkleideter Turm mit mehrfachem Zwiebeldach und Kreuz.
Die gegliederte Giebelmauer hat einen steinumrandeten rechteckigen Eingang. Darüber befinden sich eine Nische mit einer kleinen Marienstatue und ein rundes Relief mit dem Auge Gottes.
Der Andachtsraum ist mit schlichten Holzbänken und einem Kreuzweg eingerichtet. Ein Eisengitter verschließt die dahinter liegende Nische und beherbergt einen Altar und mehrere kleine und große Statuen.
2014 werden neue Bäume gepflanzt.
Im Buch Ortskunde von Arbesbach von Johann Bauer kann man Folgendes lesen:
Johann Winkler, Besitzer des Radpichlerhofes (jetzt: Rappichler) zu Schwarzau (Anmerkung: Das ist das Gebiet zwischen Purrath und Dietrichsbach südwestlich von Arbesbach), ein eifriger Beter und sittenstrenger Mann, sah sich beim Einsiedlerholz (= Wald hinter der Kapelle) auf seinem Heimgang vom pfarrlichen Gottesdienste stets wie von einer Mauer aufgehalten. Da fasste er den Entschluss, an jener Stelle ein „Kreuzstöcklein“ erbauen zu lassen. Er führte diesen seinen gottseligen Entschluss durch und hatte fürderhin Ruhe.
Mit zwei anderen Männern, Wallfahrern wie er, kaufte er alsbald in Steingaden in Oberbayern, Holzstatuen des gegeißelten Heilands, welche nach dem Muster des Standbildes in der nahe gelegenen Wallfahrtskapelle „auf der Wies“ gearbeitet waren.
Doch beim Einschiffen in Regensburg oder Passau brach von der dem Winkler „eigenthümlichen“ Statue ein Arm ab, fiel ins Wasser und schien verloren. Doch siehe, als das Schiff endlich – die Donau hatte Hochwasser – in Mauthausen landete, da schwamm auch der Arm daher. Freudig „bestürzt“ brachte ihn Winkler mit der Bruchstelle in Berührung – und der Arm hielt fest. Bei der Übertragung der Statue ins „Kreuzstöckl“ trug man derselben einen Blinden entgegen und dieser erlangte wieder sein Augenlicht. Viele wunderbare Heilungen folgten der Ersten.
Frieda Mauritz – WALDVIERTLER G’SCHICHTEN (1982):
Von der Entstehung des „Einsiedlkreuzes“
Vorausgeschickt muss werden, dass dieses Gebiet um das heutige „Kreuzstöckl“ oder „Einsiedlkreuz“ schon in alter Zeit als wunderträchtig galt. Finden wir doch auf der Karte von der Landaufnahme aus der Josephinischen Zeit, also einer Karte aus dem achtzehnten Jahrhundert, an der heutigen rechten Straßenseite vom „Kreuzstöckl“, im Holze, das sich an die „Kreuzbauerwiese“ anschließt, einen Brunnen eingezeichnet, der den Namen „Heiliges Bründl“ trägt. Sein Wasser galt seit langer, langer Zeit als heilkräftig. Es war daher auch verständlich, dass zu dieser Heilstätte viele Menschen pilgerten, die mit dem Heilwasser ihre Augen wuschen. Durch die Errichtung des Einsiedlkreuzes und die vielen Wunder, die sich dann dort ereigneten, geriet dieses Brünnlein immer mehr in Vergessenheit. Nach der Trockenlegung der, Kreuzbauerwiese in den Siebzigerjahren, versiegte es dann gänzlich.
Die Errichtung dieses zuerst „Radpichlkreuzes“, dann „Weiße Kreuz“ und später „Einsiedlkreuz“ genannte „Kreuzstöckl“ fand aller Wahrscheinlichkeit zwischen 1740 und 1750 statt. Eingeweiht wurde es 1755 von Pfarrer Trunzer. Der Zustrom an Wallfahrern muss ungeheuerlich gewesen sein. Die Anrufung des „Heiland auf der grünen Wies“ soll oft und oft Wunder gewirkt haben. Der Rummel um diesen Gnadenort muss sicher auch Auswüchse gezeitigt haben, denn das Konsistorium St. Pölten beauftragte 1787 Pfarrer Trunzer, „die am Wege nach Purrath aufgestellte Statue des Erlösers, den Opferstock und alle Bilder all sogleich ganz zu beseitigen“ und die eigenmächtig erbaute Hütte niederzureißen und die Nebenandachten dort einzustellen.
Dass das aber nicht geschah, wissen wir ja. Die Kapelle wurde später sogar in eine gemauerte Kapelle umgewandelt. Das zeigt, wie vielbesucht und gebraucht dieser Gnadenort war! Noch zu Beginn dieses Jahrhunderts kamen von nah und fern ungezählte Scharen von Pilgern zum Kreuzstöckl. Nicht nur auf den Straßen, sondern auf Pilgerpfaden, die über Stege und Raine führten, zogen sie, besonders im Frühjahr und im Herbst, angeführt von einem Kreuzträger, der wegkundig war und seine betende und singende Schar sicher zum Ziele brachte.
Dort legten sie ihre Sorgen und Nöte dem „Heiland auf der grünen Wies“ zu Füßen und kehrten erleichtert zurück in ihre Behausungen. Irgendwie gehört heute noch zu meinen Kindheitserinnerungen das Gebetsgemurmel und der abwechselnde Litanei Gesang der in der Ferne ziehenden Wallfahrer. Sie gehörten einst für mich zum Frühling und Herbst, wie das Blühen der Blumen und Bäume und das Fallen der Blätter.
Wer das „Kreuzstöckl“ vor seiner unseligen Modernisierung um das Jahr 1970 kannte, wird mich verstehen, wenn ich sage, wie ungemein wohl und eingefangen von der Ausstrahlung des „Heiland auf der grünen Wies“ ich mich befand, wenn ich in dieser Kapelle weilte.
Die vielen Krücken um Ihn machten mich stille und besinnlich. Der tiefe Glaube der Bildwidmungen an der Wand griff mir beim Lesen ans Herz. Der Spruch von der „Kornäha, die an der Seite herausschwirrte“, der neben der aufgeklebten Kornähre stand, ist mir unvergesslich.
Ulf Stülpnagel berichtet:
Es heißt, bei der letzten Renovierung in den 1970er Jahren wurden auf dem Dachboden der Kapelle viele Gehhilfen, Krücken, etc. gefunden, die die geheilten Wallfahrer dort zurückgelassen haben.
Am 16.8.1980 wurde in der Kapelle zum ersten und bis heute auch einzigen Mal eine Hochzeit von Pfarrer Hans Lueger zelebriert für Gertrud & Ulf Stülpnagel.
Aufnahme aus dem Jahr 1937. Imposant wirken die Straßenbegrenzungssteine und in dieser Zeit war die Fahrbahn auch noch sandig!
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Die Hupfsteine im Einsiedlholz
Frieda Mauritz – WALDVIERTLER G’SCHICHTEN (1982)
Das Gebiet, das sich um das heutige „Einsiedlkreuz“ erstreckt, früher zum Einsiedlhof mit 153 Joch gehörte, ist reich an seltsamen Vorgängen und wundertätigen Begebenheiten. Da war eigenartigen Entstehungsgeschichte und weiter vorne, wo der Weg nach Rammelhof abzweigt, das Soldatengrab aus der Franzosenzeit und schließlich die „Hupfsteine“ im Einsiedlholz.
Die waren ganz besonders geheimnisvoll. Schon ihr Aussehen unterschied sie von all den anderen Steinen, die aus dunklem Granit, moosbezogen waren, während die Hupfsteine kleineren und größeren Katzenköpfen glichen, die, weil sie aus feinkörnigem, harten Granite waren, hell und kahl aussahen. Sie mussten jedem auffallen, denn sie hoben sich durch ihre Helle und Glätte vom grünen Moose und dem dunklen Waldboden der Umgebung unwahrscheinlich ab. Besonders für Kinder hatten sie eine große Anziehung. Jedes, das an ihnen vorbeikam, war versucht auf diesen auffallenden Steinen von einem zum anderen zu springen. Aber das war es nicht, was sie geheimnisvoll machte, denn, dass Kinder auf Steinen springen ist ja nichts Außergewöhnliches. Aber so mancher wollte bemerkt haben, dass diese harten Dinger von alleine hüpften. Dabei sich langsam aus ihrem Bette vom Boden hoben, aber dann nicht wieder in das eigene zurückfielen, sondern sich in das nächste, freie legten. Ja, das war ein wundersames Geschehen, das sich niemand erklären konnte. Doch wer es sah, der behielt das Geheimnis bei sich oder sprach nur ganz leise mit einem gut Bekannten darüber. Aber das war noch lange nicht alles, was die Hupfsteine so geheimnisvoll machte. So erzählte man sich noch, dass in hellen Sommernächten um Mitternacht kleine Kinderlein auf den Steinen ihr Spiel trieben und beim Hüpfen sich köstlichst unterhielten. Um ein Uhr nachts wurde es schnell beendet. Die Kinder verschwanden. Der Spuk war vorbei.
Man fragt sich, wieso es zu einer solchen Erzählung kommen konnte? Früher war auch hier die Kindersterblichkeit ungemein hoch. Viele starben gleich bei der Geburt, dann waren es besonders Infektionskrankheiten, davon wieder die Diphtherie, hier als „Heitibrei“ bekannt, die jährlich unter den Kindern viele Opfer forderte. (Aus der ersten Schulchronik ersehen wir, dass jedes Jahr mindestens ein bis zwei Schulkinder durch Diphtherie starben.) Die
Tuberkulose holte sich sowieso ihre vielen Opfer.
Mag es da vielleicht der Wunsch so mancher schwerbetroffenen Mutter gewesen sein, ihr Kind noch unter den lebenden, lustig tollenden Büblein und Mägdelein zu haben, so kann es für sie vielleicht ein Trost gewesen sein, ihren verstorbenen Liebling zur Geisterstunde oben bei den Hupfsteinen zu wissen. Denn da kam das kleine Volk, stieg um Mitternacht aus dem Reich der Toten und vergnügte sich froh und unbeschwert mit dem Hüpfen von Stein zu Stein, bis es nach einer Stunde wieder verschwand.
Da soll sich einmal folgende Geschichte abgespielt haben.
Toni war vor langer, langer Zeit Halterbub im Einsiedlhof. Als seine Mutter, eine ledige Magd, starb, betrachtete ihn die Einsiedlbäuerin, die eine mitfühlende Seele war, zur Familie gehörig. Das war ihr umso höher anzurechnen, weil der Bub, dadurch, dass er auf einem Auge blind, doch etwas behindert war. Ansonsten war er ein „guata Bua“. Hatte Gefühl für’s Vieh im Stalle, streichelte manchmal der Katze über den Buckel und wenn er aß, war stets der Walzl in seiner Nähe, weil da für ihn gerne etwas abfiel.
Als einmal gegen Abend die Ahnl von dem geheimnisvollen Treiben der Kleinen bei den Hupfsteinen erzählte, ließen Toni die Gedanken daran nicht mehr los, bis er gegen den Sommer hin endlich den Entschluss fasste, zu den Steinen zu gehen, um selbst nach dem Spuke zu schauen. Und so verließ er einmal um Sonnwend herum, als alle schon im Bette waren und der Einsiedlhof in Finsternis lag, seine Bettstatt. Da er ja alleine in einem „Nest“ im Keller lag, war es nicht schwierig, sich unbemerkt aus dem Hofe zu schleichen, um über das Feld das Einsiedlholz zu erreichen. In das tritt er wohl mit Schaudern ein. Wäre er von der Neugierde nicht so arg geplagt, würde er wieder umkehren. So aber setzt er achtsam Schritt vor Schritt. Schleicht leise, ganz leise durch das Unterholz, überquert den Weg, um sich dann im Föhrengehölz wieder vorsichtig vorzuarbeiten. Auf diese Weise gelangt er, immer langsamer werdend, endlich bei den Hupfsteinen an. Ganz in ihrer Nähe hockt er sich endlich hinter eine niedrige Föhre in das weiche Moos und wartet nun voll Spannung auf das, was kommen würde. Als ein Vogel über ihm aufbäumt, erschreckt er unwahrscheinlich und duckt sich noch mehr zusammen. Jetzt kommt der Mond hinter den Wolken hervor und leuchtet die kleine Waldblöße um die Steine aus. Die liegen bleich und kalt in seinem Lichte da. Dem Buben fröstelt und er zieht sich den Kragen seines „Jankels“ höher, vergräbt die Hände in seine Taschen und kuschelt zusammen. Da hört er ganz leises Knistern und sieht, wie sich die Ästchen am Boden leicht bewegen.
Und da sind sie – die Kinderlein!
Von allen Seiten kommen sie. Aus Moospolstern steigen sie empor; zwischen Farnen erheben sie sich, anfangs zwar bleich und fahl. Doch dann, als sie auf die Steine steigen, kommt Leben in sie. Leicht und grazil beginnt nun das Spiel. Dabei beschwert sie weder Kleidchen noch Schuh.
Ihre weißen Hemdchen, die sich von der Körperhaut in der Farbe fast gar nicht unterscheiden, reichen weit hinunter. Doch die kleinen nackten Füßchen sind durch sie nicht behindert. Sie hüpfen voll Freude und Ausgelassenheit. Übermütig zupfen sie sich dabei an dem Ringellöckchen oder steifen Zöpfchen, wenden sich gewandt, bücken und straffen ihre kleinen, zarten, ach, allzu zarten Körperchen, werfen dabei ihre kleinen Köpfchen zurück, beugen sie gleich wieder nach vorne und hüpfen, hüpfen, hüpfen. Sie werden nie atemlos, nicht müde. Sie haben einen anderen Motor, als Menschen für gewöhnlich.
Und der Halter? Der schaut und schaut!
Nein, er glotzt aus seinem Versteck dem ausgelassenen Treiben bewegungslos und starr zu. Bis ein Kleinchen mit seinem Hemdelein an dem Ästchen eines schützenden Bäumleins hängen bleibt. für einen Moment steht das Spiel, aber nur für einen Moment. Denn Toni befreit schnell das Kittelchen. Dabei kommen seine Augen mit dem Händchen des Kindleins in Berührung. Das fühlt sich zwar zuerst eiskalt an, doch dann streicht wohltuende Wärme
über sein Gesicht.
Schon geht das Hüpfen weiter, weiter, bis es nach einiger Zeit jäh endet und die kleinen Hüpferlinge rasch nach allen Seiten hin, im Geäst des Unterholzes verschwinden.
Der Bub schaut noch immer auf die Steine, die wieder weiß und glatt im Mondenscheine liegen. Er erhebt sich erst nach einiger Zeit und verlässt, nachdem er sich wieder, und wieder nach den „Hupfsteinen“ umdreht, endlich den Ort.
Schon beim Nachhausegehen und beim Eintritt in den Hof kann er alle Gegenstände besser, viel besser wahrnehmen. Am nächsten Morgen, als er wie sonst aus dem Bette kriecht, fällt ihm wieder auf, dass er besser sieht. Als er dann das bis jetzt sehende Auge zuhält, merkt er, dass er nun auch mit dem bis jetzt blinden Auge sehen kann. Immer wieder überzeugt er sich von dem Wunder, bis er endlich nach Tagen die Bäuerin in sein Geheimnis einweiht.
Da hebt ein Staunen und Fragen an und alle wissen mit einem Male; das kleine Seelchen hat dem Halterbübl seine Hilfsbereitschaft mit dem wieder erlangten Augenlichte vergolten.