Bildstock (48.491930, 14.979910)

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Zwischen Brunn und Stolzenthal steht nahe der Straße ein gemauerter Bildstock im Wald.


Der im Querschnitt quadratische Bau hat einen Sockel aus Natursteinen und ein mit Eternitschindeln gedecktes Satteldach. Der Bildstock selber ist aus roten unverputzten Ziegeln gemauert. Die große rundbogenförmige Nische ist mit einem Fenster verschlossen. In der Nische steht eine männliche Figur (?) welche ein Medaillon in der Hand hält und ein Heiligenbild mit dem Spruch „Jesus, ich vertraue auf Dich“.

Jahreszahlen oder sonstige Hinweise sind nicht vorhanden.

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Das Eingehaute Bild

Frieda Mauritz – WALDVIERTLER G’SCHICHTEN (1982)

Wer auf der Straße von Arbesbach nach Rappottenstein wollte, musste unbedingt beim „Eingehauten Bild“, das sich ungefähr einen Kilometer außerhalb des Stolzentalerhofes rechts im „Holzmannholz“ befand, vorbei. Es war einige Meter von der Straße entfernt in einem zweimannshohen Felsblock unter Bäumen, die eine schöne Umrahmung ergaben. Wer sehr groß war, konnte viel- leicht mit ausgestreckter Hand die in den Stein eingehaute Nische erreichen. In ihr befand sich auf einem Stellen ein Marienbild, unter dem ein schön bestickter Leinenstreifen als Zierde angebracht war. Auf ihm standen die sinnigen Worte:

„Drück Dich ein Weh
Zur Mutter geh’
Und klag es ihr,
Dann hilft sie Dir.“

Rund um das Bild befanden sich Papierrosen. Zu seinem Schutze wurde die Steinnische durch ein Fenster abgeschlossen. Die Pflege dieses „Eingehauten Bildes“ oblag der Pfeiffer Lini aus Pretrobruck 18. Sie war Schneiderin und erfüllte diese Aufgabe lange Jahre, bis man 1938 nach der Besetzung Österreichs sofort daranging, aus militärischen Gründen die Straße von Zwettl über Arbesbach nach Oberösterreich zu verbreitern. Obwohl sich der Stolzentalerbauer sehr bemühte, den Abbruch des Felsens mit dem Bilde zu verhindern, fiel er schließlich doch der militärischen Aktion zum Opfer. Das ausgeschlungene Deckerl mit dem Spruche und das Bild der Muttergottes, wie ein Foto vom Steine, befinden sich noch im Besitze des Stolzentalers.

Nach dem Kriege errichteten dieselben Bauersleute an der Stelle des Steines ein verziegeltes Marterl mit einer Herz Jesu-Statue. Selbstverständlich steht das in keinem Zusammenhang mehr mit dem alten Steine, dem Marienbilde und seinem sinnvollen Spruch. Denn letzterer bezieht sich auf eine Begebenheit, die sich hier vor langer Zeit abspielte.

Jeder, der hier auf der Straße von Arbesbach kommend durch dieses abgeschiedene Waldstück beim „Eingehauten Bild“ musste, fühlte sich zuerst schon bei Beginn des Holzmannholzes durch lagernde „Schleifer“ oder Zigeuner beunruhigt und geriet dann weiter vorne direkt in Panikstimmung. Denn man findet bei der starken Linkskurve auf einmal den Weg wie abgeschnitten, steht vor dem Walde, der wie eine Mauer aufragt. Das Gefühl eingeschlossen zu sein, nicht aus, keinen Menschen und kein Haus erreichen zu können, dass macht Angst. Wer diese Stelle kennt, mag so richtig nachfühlen, wie es den beiden Mädchen da erging, die im vorigen Jahrhundert hier noch dazu ein schreckliches Erlebnis hatten.

Als sie nämlich eines Tages vom Krämer in Arbesbach, wo sie Salz und Zucker kauften, den Heimweg antraten, kam ihnen außerhalb des Stolzentalerhofes ein leichtes Pferdegespann nach, das vor ihnen anhielt. Der Fahrer, ein Mann mit einem Schnauzbart und dunklen Augen, lud die beiden Mädchen, die furchtbar erschraken, ein, in den Wagen einzusteigen und mit ihm zu fahren. Er versprach, sie nach Wunsch absteigen zu lassen. Doch die Mädchen dankten abwehrend. Trotzdem wiederholte er immer wieder seine Einladung, bis sie, um ihn endlich loszuwerden, umkehrten und einige Schritte den Weg, den sie soeben gekommen, wieder zurückgingen. Da fuhr der Fremde endlich weiter. Er schaute zwar immer um und fuhr so langsam, als wenn er keine Eile hätte. Die Mädels lachten zuerst. Als sie aber den Wagen im „Holze“ verschwinden sahen und auch sie nun wieder die ursprüngliche Richtung einschlugen und immer näher und näher dem Walde kamen, durch den auch sie mussten, um ihr Elternhaus am Südhange, anschließend dem Walde zu erreichen, da wurde ihnen etwas bange. Noch dazu begann es zu dunkeln und der Tann vor ihnen sah drohend und finster aus. Zaudernd traten sie in ihm ein. da sahen sie tatsächlich hinter einem Baume in Straßennähe das „Zeigl“ stehen. Und es war leer! Derweil sie noch ängstlich suchend nach allen Seiten spähten, trat gleich in nächster Nähe der Fremde hinter einer zerzausten Tanne hervor,
machte einige Schritte auf sie zu und erfasste mit seinen kräftigen Armen die Kleine. Er wusste, dass die Große sie nicht im Stiche lassen würde. Die fing furchtbar zu schreien an, in der Hoffnung, es würde sie vielleicht durch Zufall jemand hören. Doch es kam keine Hilfe und das Dirndl gab ermüdet jeden Widerstand auf. Er hatte es jetzt mit dem Arme und der linken Hand fest im Griffe. Da begann er nun auch nach der Größeren zu fangen. Doch die machte es Gesicht. In diesem Moment, als er nach dem Auge greifen wollte, konnten sich beide losreißen und in den Wald hinein davonstürmen. Doch der Rasende, dem nun das zufriedene Grinsen im Gesichte vergangen war, stürmte ihnen wütend nach. Beim Dickicht des Jungwaldes, glaubte er schon das ältere Mädel zu erhaschen. Das aber schrie voll Angst und Entsetzen: „Maria hilf! Hilf!“

Und da geschah etwas ganz Unwahrscheinliches. Hinter einem Baume trat eine Frau hervor, von der ein Strahlen ausging, das den Wald erhellte. Die rechte Hand hob sie abwehrend gegen den Verfolger, doch mit der linken deutete sie den überraschten Dirndln auf den Weg. Diese liefen ihn, da er hell erleuchtet war, entlang und kamen so rasch vorwärts. Doch vom grellen Lichte geblendet, musste der Verfolger die Augen schließen; konnte keinen Schritt mehr von der Stelle tun und musste so von den Mädchen ablassen. Diese aber liefen schon zur Lichtung, von wo sie auch das Vaterhaus bereits sehen konnten. Als sie endlich stehenblieben und zurückblickten, konnten sie von dem Wüstling nichts mehr sehen. Doch an der Stelle, wo erst noch die Frau stand, war ein heller Schein zu sehen, der aber immer schwächer und schwächer wurde, bis er endlich verschwand. Den Dirndln war eigenartig zumute und sie ahnten, dass dieses zuerst schreckliche Erlebnis nur durch wunderbare Hilfe für sie doch gut ausging.

Als sie atemlos daheim ankamen und diese Begebenheit vom Anfange an den Eltern erzählten, dachten diese gleich, dass die liebliche Frau niemand anderer war, als die Gottesmutter Maria. Nun beschlossen sie aus Dankbarkeit einen Bildstock mit dem Marienbild zu errichten.

Und es geschah auch. Der übermannshohe Felsen an der Stelle, wo die leuchtende Gestalt erschien, wurde etwas zurechtgerichtet und in die Nische, die erst herausgehauen, das Marienbild mit dem Leinenstreifen und seiner Aufschrift gegeben.

Vielleicht gingen nun alle, die diesen Spruch lasen, mit weniger Angst und mehr Gottesvertrauen ihres Weges.

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