Bildstock (48.441546, 14.999255)

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Neben dem Haus Großpertenschlag Nr.15 steht ein gemauerter Bildstock.


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Der im Querschnitt rechteckige Bau hat einen aus Natursteinen gemauerten Sockel, ein mit Eternitschindeln gedecktes Satteldach und eine große Nische, die mit einem quadratischen Fenster verschlossen ist. In der Nische befinden sich Heiligenbilder und Heiligenfiguren.

Jahreszahlen und sonstige Hinweise sind nicht vorhanden.


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Die Pest im Arbesbacher Gebiet

Frieda Mauritz – WALDVIERTLER G’SCHICHTEN (1982)

(Der Pestvogel)

Arbesbach und seine benachbarten Orte und Waldhöfe blieben von der Pest, die besonders im 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts arg wütete, nicht verschont. Obwohl das Gebiet hier sehr entlegen und mit den Städten damals nur lose Verbindung bestand, war sie vielleicht erst einige Zeit später als in Wien oder Zwettl (1649, 1679, 1726), aber sie war hier und tobte sich ganz furchtbar aus. Leider können keine Zahlen aus den Arbesbacher und Meloner Pfarrbüchern entnommen werden, da sie ja beim großen Brande 1756 alle vernichtet wurden.

Unter den alten Leuten zu Beginn des 20. Jhdts. gab es viele, die von der Pest erzählten und alle begannen da mit dem Sagen von der großen Hungersnot, die beim Ausbruch dieser Seuche hier herrschte. Es ist anzunehmen, dass sie damit die erste Pestwelle des 17. Jahrhunderts meinten, die in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg fiel (1650).

Da waren viele Häuser im Orte durch Kriegseinwirkung niedergebrannt und noch nicht aufgebaut. Viele Höfe in der Umgebung standen verlassen. Ihre Bewohner waren vielleicht durch Kriegsereignisse zugrunde gegangen oder zogen, weil sie Protestanten waren, weg. Viele, viele Felder lagen daher brach und unbebaut. Die sehr dezimierte Bevölkerung, die all die Schreckensjahre lebend überstand, hatte nicht einmal das Saatgut, um die Felder zu bestellen. (Wie rar die Lebensmittel waren und daher sehr hoch im Kurs standen, mag
dass eine zeigen, dass damals um 1650 die große Hofwiese, heute zum Hause Nr. 36 gehörig, für einen Laib Brot zu haben war.)

Es steht außer Zweifel, dass durch den Hunger und daher einer mangelnden Ernährung der geschwächte Organismus weniger widerstandsfähig war.

Man kann annehmen, dass bei der ersten Pestwelle (ungefähr 1650), weil das Gebiet sehr dünn bevölkert war, auch nicht allzu viele daran starben.

Doch die zweite Epidemie um 1680 muss furchtbar gewesen sein. Es ist anzunehmen, dass die vielen Toten auf dem Friedhofe, der sich damals noch um die Kirche befand, keinen Platz fanden und sie daher wie es ja auch in Altmelon, Großpertenschlag und Hausbach der Fall war, in einem Massengrab beigesetzt wurden. Höchstwahrscheinlich befand sich das südlich von Arbesbach, rechts neben dem Wege, der als Abkürzung zum Meloner Fahrweg führte, auf dem Pfarrgrund, gegenüber den heutigen Attenedergründen.

Da auch in Großpertenschlag und Altmelon beim Massengrabe gleich das Pestkreuz bzw. das „Rote Kreuz“ zum Gedenken errichtet wurde, ist anzunehmen, dass Pfarrer Kosmann die Säule, die wie aus einer Karte der Josephinischen Landaufnahme aus dem 18. Jahrhundert noch zu ersehen ist, beim Massengrab aufstellen ließ. Das ist nach der Einzeichnung ungefähr gegenüber dem Hause Nr. 127 (Dirlinger) auf dem ehemaligen Pfarrgrund. Später wurde sie höchstwahrscheinlich, weil sie bei Feldarbeiten im Wege war, in den „Kowi“ versetzt. Die Säule, die heute im Garten des Hauses Nr. 121 steht, ist aus Granit mit gemeißelten Figuren des Gekreuzigten, der Heiligen Maria, der Heiligen Magdalena und der Jahreszahl 1695.

Auch Kamp hatte sein Massengrab. Da die alten Leute noch im vorigen Jahrhundert die Säule (Granit, achtseitiger Pfeiler mit quadratischer Basis, vierseitiges Tabernakel mit zwei rechteckigen Nischen, hohe Pyramide als Bekrönung) an der Gerungser Straße beim Hause Nr. 55 als Pestsäule bezeichneten und sie auch die Jahreszahl 1695 trägt (wie die Arbesbacher Pestsäule), ist anzunehmen, dass sich das Massengrab der Kamper beim ursprünglichen Standort der Säule befand. Der war links des Abzweigungsweges in den Grubberg und in die Bärnau und unterhalb des ehemaligen Fahrweges nach Kamp, der auf der Höhe führte und noch als Weg in die Felder benützt wird. Das Haus Nr. 55 wurde erst im 19. Jahrhundert erbaut, war also kein Hindernis.

Das Massengrab der Pesttoten von Altmelon soll sich beim „Roten Kreuz“, dass an der Straße von Altmelon nach Kleinpertenschlag steht, unweit des Hauses Nr. 39 befunden haben. Es soll lange Brauch gewesen sein, dass die Leichenzüge, die da vorbeikamen, den Sarg für kurze Zeit abstellten, um der hier Begrabenen zu gedenken. Es war ein schöner Brauch. Doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde er nicht mehr gepflegt. Zu dieser Zeit aber erzählten noch die alten Leute, dass sie auf den nassen Wiesen in der Umgebung des „Roten Kreuzes“ nachts die Seelen der hier Begrabenen als helle Flämmchen dahinhuschen gesehen hätten.

Die Schreckenszeit der Pest lebt auch noch im Sagen der Leute von Großpertenschlag weiter. Da soll sich in den Wochen vor Ausbruch der Pest etwas Eigenartiges zugetragen haben.

Als die Leute des Dorfes auf ihren Feldern beim Schnitt des Roggens waren, sich über ihnen ein strahlend blauer Himmel spannte, und die Sonne wärmend auf sie herunterstrahlte, sahen sie auf einmal aus der Richtung Kleinpertenschlag ein kleines dunkles Wölkchen aufziehen, das immer rascher auf Großpertenschlag zukam. Zuerst wollten sie es nicht beachten, denn sie waren mit „dem Schnitt“ sehr beschäftigt. Doch als sich dann von dem Wölckchen ein falkenartiger kohlrabenschwarzer Vogel löste und über die Dächer der Häuser mit einem eigenartigen Zwitschern, das die einen als „Ziap“ oder „Diab“ auslegten, die anderen aber als „stiab, stiab“ hören wollten, waren manche verwirrt, während andere den Vogel mit dem Wort „Krao“ abtaten. Doch eigenartig zu Mute war ihnen allen. Als dann am Sonntag nach der Messe in Altmelon auch die Kleinpertenschläger, Kronegger und Fichtenbacher, sowie die Alt
Meloner von dem eigenartigen Vogel erzählten, der mehr einem Falken als einer Krähe glich, hörte man da und dort schon von einem „Pestvogel“ raunen. Denn man wusste, dass in Wien und Zwettl die Seuche ganz furchtbar wütete. Niemand zweifelte daran, dass die ersten beiden, die im Dorfe erkrankten, nichts anderes als die Pest hatten. Und sie behielten auch recht.

Zum Dreschen des Roggens kamen die wenigsten mehr, denn jeden Tag gab es neue Erkrankungen und das schreckliche Sterben begann. Der Sensenmann hielt nun reiche Ernte unter denen, die erst vor kurzem selbst noch Schnitter waren. Schon trug man die ersten Toten aus dem Dorfe. Der Pesttod nahm alle. Alte und Kinder, aber auch solche, die in der Blüte ihres Lebens standen, besonders die Jugendlichen starben in großer Zahl dahin. Er nahm sie von Dorf zu Dorf, vom Kleinhäusler bis zum Großbauern in der Einschicht.

Die Gräber des Meloner Friedhofes konnten die Toten nicht mehr fassen. So dachte man nun daran, sie im Orte selbst, in einem Massengrabe zu bestatten. Mit dem Erdaushub beim Ortsende wurde begonnen. Doch bald fanden sich keine Leute mehr, die dabei geholfen hätten. Nur zwei ältere Schwestern, Nani und Rosl, die alleine in einem Hofe lebten, diesen auch bewirtschafteten und noch gesund waren, halfen so gut sie nur konnten. Sie waren auch diejenigen, die die Toten von Pertenschlag bestatteten. Auf einem Leiterwagen, vor den Ochsen gespannt waren, legten sie die in Tücher gehüllten Verstorbenen und brachten sie zur Grabstelle. Sie verfügten über eine außergewöhnliche Widerstandskraft und es schien so, als ob ihnen nichts etwas anhaben könnte, obwohl sie schon mehr als die Hälfte der Bevölkerung zu Grabe brachten.

Da fühlte sich aber eines Tages, es war schon spät im Herbst, Nani müde und abgeschlagen, Fieber schüttelte ihren Körper. Nun ahnte Rosl, dass auch die Schwester von der Seuche erfasst worden war. Sie war zwar sehr besorgt, aber nicht verzagt. Sie baute auf die Hilfe Gottes. Und da ereignete sich am selben Tage, als ihr die furchtbare Erkenntnis von der Pesterkrankung ihrer Schwester kam, etwas Unwahrscheinliches. Als das Mädchen vom Stalle kommend über den Hof ging, hörte es auf der Dachrinne ein eigenartiges Geräusch. Es klang wie Flügelschlag. Als Rosl hinaufsah, bemerkte sie einen falkenartigen Vogel, den Pestvogel! Sie erkannte ihn gleich. Es war derselbe, der im Herbste hier alle in Schrecken versetzte. Nun begann er zu zwitschern:

„Iß Kronawett und Bibernell,
So wirst net krank
Und stirbst net schnell!“

Sie verstand ihn ganz genau. Ja, Kronawett und Bibernell! Schnell lief sie hinter’s Haus, wo sie einen „Kronawetterstrauch“ (Wacholder) wusste pflückte Beeren soviel sie fand und brachte sie mit Bibernell (heute noch sehr geschätzte Heilpflanze) gemischt in etwas Branntwein, den sie im Sommer für Flachs eingetauscht, an das Bett der Schwester. Und tatsächlich! Schluckweise trank diese von dem Säftlein. Und es tat ihr gut! Sie wurde, es ging zwar langsam, wieder gesund. Rosl, die auch etwas von dem „Gebräu“ zu sich nahm, blieb von der Pest überhaupt verschont. Der Pestvogel flog über die ganze Gegend, von Dorf zu Dorf, von Hof zu Hof und sang sein Sprüchlein von „Kronawett“ und „Bibernell“. Die Menschen, die in der Großpertenschläger Gegend noch lebten, es waren nicht mehr viele, hielten sich nach dem Sprüchlein und sie überstanden die furchtbare Krankheit.

Man erzählt sich heute noch, dass vom Dorfe Groß Pertenschlag selbst nur unsere beiden Mädchen übrigblieben. Erst als Hessische Siedler ins Land zogen, deren kurze Familiennamen wie: Bart, Leg, Hasse, Bäck, Braun und so fort, noch zum Teil erhalten sind, soll wieder Leben in die Häuser eingezogen sein,

Zur Erinnerung an die schreckliche Heimsuchung setzten die Überlebenden am Ortsende von Groß Pertenschlag beim Hause Nr. 15, wo sich auch das Massengrab befunden haben soll, ein Pestkreuz, das einmal erneuert, heute noch zu sehen ist.

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