2016 jährt sich zum 100. Mal der Todestag von Kaiser Franz Joseph I. Als er am 21. November 1916 stirbt, ist sein allgegenwärtiges, scheinbar zeitloses Gesicht das einzig bindende Symbol des zerfallenden Habsburgerreiches.
Franz Joseph I. wird am 18. August 1830 als Erzherzog Franz Joseph Karl von Österreich in Schönbrunn geboren. Bei der Erziehung überlassen seine Eltern Erzherzog Franz Karl und Prinzessin Sophie Friederike von Bayern nichts dem Zufall. Einer jahrhundertelangen Tradition folgend, beginnt bereits im Kleinkindalter ein dreistufiges Erziehungsprogramm, das den erstgeborenen Sohn auf seine künftige Stellung vorbereiten soll. Die Kontrolle über diese Erziehung hat seine Mutter Sophie. Gemeinsam mit Freiin Louise von Sturmfeder sorgen sie beispielsweise dafür, dass der Bub vom Dienstpersonal auf Ungarisch und Tschechisch angesprochen wird. Als Franz Joseph sechs Jahre alt ist, beginnt der zweite Erziehungsabschnitt, der Privatunterricht. Gleich zu Beginn wird ein Plan für alle Ausbildungsjahrgänge zusammengestellt, der oft mehr als 50 Stunden pro Woche vorsieht. Besonders die dritte Phase der Erziehung ist dann auf die zukünftige Herrschaft angelegt: Unterricht von sieben Sprachen, die als Statistik bezeichnete Landeskunde sowie die militärische und juridische Ausbildung. Die Auswahl der Lehrer wird jetzt in erster Linie von Fürst Metternich getroffen, der den Erzherzog auch in Politik und Staatsführung unterrichtet. Die letzten Fächer – Kriegsgeschichte, Strategie und vergleichende Heeresorganisation – können allerdings nicht mehr abgeschlossen werden: Die Revolution von 1848 und Franz Josephs Thronbesteigung am 2. Dezember desselben Jahres sind dazwischen gekommen.
„Nun ist es geschehen, das lange Gefürchtete, Unabwendbare“, steht in der Parte, nachdem Kaiser Franz Joseph in den Abendstunden des 21. November 1916 im Schloss Schönbrunn im damals biblischen Alter von 86 Jahren verstorben ist. An der Macht ist er 68 Jahre lang, seit 1848. In seine Regentschaft fallen der Bau der Ringstraße genauso wie die Rückkehr zum Absolutismus, der Ausgleich mit Ungarn und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der 1918 zum Zerfall der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie führt. Seine Initialen „FJ I“ zieren heute noch viele Gebäude.
Nicht immer an seiner Seite: Kaiserin Elisabeth, kurz „Sisi“, die Franz Joseph anfangs durchaus in Liebe zugetan ist. Doch immer öfter lässt sie ihn später alleine in Wien sitzen und reist durch die Welt. Als sie 1898 ermordet wird, ist der gemeinsame Sohn, Kronprinz Rudolf, bereits neun Jahre tot. Und noch weitere Schicksalsschläge werden folgen, bis Franz Joseph 1916 stirbt.
Heute befinden sich mehr als 10.000 Fotografien, Grafiken, Bücher, Zeitschriften und Lebensdokumente Franz Josephs alleine in der Österreichischen Nationalbibliothek.
Franz Joseph ist von Kindheit bis zu seinem Tod eine öffentliche Figur und wird zu einem Medienstar. Dies zeigt sich vor allem zu seinen 50- und 60-jährigen Regierungsjubiläen 1898 und 1908 sowie bei seinem 80. Geburtstag 1910.