Heiliger Johannes von Nepomuk (48.572108, 14.971112)

Heiliger Johannes von Nepomuk

 
 

An der Straße von Groß Gerungs Richtung Dietmanns befindet sich bei der Brücke über den Zwettlfluss gegenüber dem Sägewerk Formholz Kitzler, der ehemaligen Marktmühle, eine Figur des Heiligen Johannes von Nepomuk aus dem Jahre 1859 auf einem neugotischen Sockel.


Detail

Der Sockel ist mit gotischen Spitzbögen verziert. Auf der Vorderseite steht ein Text: „Errichtet von den Herren Josef Hirsch Nr. 20 und … zu Groß Gerungs Anno 1859“ (Josef Hirsch war Gastwirt in Groß Gerungs und lebte von 1809 bis 1879).

Ungewöhnlich ist das Material, aus dem der still und in sein Schicksal ergeben zu Boden blickende Heilige gefertigt ist: Es handelt sich um eine gegossene Metallfigur. Die Darstellung selbst entspricht dem üblichen Typus mit allen Attributen: Märtyrerpalme, Kruzifix und Strahlenkranz.

Da die Statue aus Gusseisen hergestellt worden war, wurde sie in späteren Jahren mit roter Rostschutzfarbe gestrichen. So war sie seit vielen Jahren bekannt.


Heiliger Johannes von Nepomuk
Heiliger Johannes von Nepomuk
Lukas Hinterndorfer – Maria Riegler – Karl Eschelmüller sen. – Karl Eschelmüller jun. – Liane Schuster – Christian Laister

Dezember 2023 – Im Zuge der Sanierungsarbeiten der Bundesstraßenbrücken beim Sägewerk Kitzler wurde auch die Nepomukstatue renoviert. Der Sternenkranz war abgebrochen und die Farbe brauchte eine Erneuerung.

Aufgegriffen wurde die Renovierung vom Willkommen-Verein für Kultur und Tourismus. Dem Verein war es ein Anliegen, die Nepomukstatue wieder so instand zu setzen, wie sie in früheren Jahren gewesen war. Vor der Renovierung wurde das Einverständnis von Frau Johanna Altzinger und Herrn Hubert Hirsch, als Nachkommen der ehemaligen Stifter der Statue, eingeholt.

Für die Arbeiten konnten Karl Eschelmüller jun. und sen. gewonnen werden, die als Malermeister über das nötige Know-how und die Materialien verfügten und diese Arbeiten ehrenamtlich übernahmen. Die Statue wurde zunächst sandgestrahlt und anschließend mit der nötigen Sorgfalt neu bemalt. Auch der Sternenkranz wurde neu befestigt.

Der Kulturverein möchte sich bei der Familie Eschelmüller ganz herzlich für die geleistete Arbeit bedanken und freut sich über das tolle Ergebnis.


Detail

Das Denkmal wird in der Zeit zwischen 1925 und 1932 als Aquarell festgehalten.

Mischtechnik, 150 x 125 mm. Bezeichnet: An der Str. Gr. Gerungs Dietmanns bei der Brücke über die Zwettl.

Mehr dazu unter „Kleindenkmäler im Postkartenformat“.



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Zur Entstehungsgeschichte – erzählt von HOL Frieda Mauritz aus Arbesbach:

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts, es mag im Juni um Fronleichnam gewesen sein, als zeitlich in der Früh – die Sonne war schon aufgegangen – durch das Hoftor des Hauses Nr. 20 in Groß Gerungs, ein flottes Rennwag´l auf den Marktplatz fuhr. Es war ein leichtes Zeug’l mit einem Dach’l für Regenwetter und zu starker Sonne gedacht, vorne angespannt die zwei neuen Rappen, die Herr Hirsch noch nicht allzulang bei seinen Schweineeinkäufen am Balkan von Ungarn mitgebracht. Es waren zwei Prachttiere, jung und feurig. Die fuhr er vorläufig nur selber. Freilich putzen und füttern durfte sie der Knecht. Er vertraute sie ihm auch nur an, weil er große Erfahrung mit Pferden und ein „Gmüat“ für sie hatte. Als sie so feurig und glänzend zum Tore hinaustrabten, schaute ihnen der Bursche noch mit stolzen Blicken nach. Kurze Zeit nachher stand des Zeug’l vor dem Hause Altzinger. Schon kam der Geschäftsmann selbst aus dem Tore und stieg mit seiner Reisetasche auf den Wagen hinauf, um gesprächig und recht aufgeräumt neben Hirsch, dem Kutscher, Platz zu nehmen. Während sich’s die beiden auf dem flotten Wagerl recht „komot“ machten, kamen sie schon miteinander ins Gespräch. Sie waren ja beide hier in Gerungs „Zuagrasti“. War Josef Hirsch schon seit 1834 im Orte, so kaufte sich Ferdinand Altzinger erst 1847 hier an. Sie hatten viele gemeinsame Probleme. Freilich lobte zuerst Altzinger die wunderschönen Rappen an der Stange. Darauf stieg Hirsch gleich mit Erzählungen über seinen so günstigen Pferdekauf in Ungarn ein. Weil sie auch beide mit Leib und Seele bei ihrem Geschäfte waren, dauerte es nicht lange und sie wechselten schon gemeinsame Erfahrungen, jeder in seiner Branche, aus. Wie es sich dann auch ergab, fragte jeder nach der Gesundheit des anderen. Dabei erwähnte der Schweinehändler, daß er wegen verschiedener Beschwerden wieder zu einem Aderlaß zum Zwettler Wundarzt müsse.

Während sie so recht gesprächig waren, trabten die Pferde durch Groß Gerungs. Manchmal hatten sie dem Fuhrmann zu viel Feuer und er bremste sie mit einem Brrr. ein. So nahmen sie den Fahrweg über die Marktmühle den Dietmannserberg hinauf, über Meinharts, Etzen, Merzenstein, bis sie am frühen Vormittag in Zwettl ankamen.

Während Hirsch sein „Zeug’l“ dem Hausknecht im Gasthause Oberndorfer mit einigen Anordnungen für seine Pferde übergab, war Altzinger bereits auf dem Wege zu Geschäftsfreunden, um mit ihnen die neuen Preise der landwirtschaftlichen Produkte zu diskutieren. Der Schweinegroßhändler suchte seinen Sohn auf, der ebenso wie der Vater im Schweinehandel tätig war. Da gab es unendlich viel zu besprechen, zu fragen und zu beantworten. So ist es auch zu erklären, daß Vater Hirsch nicht mehr für einen Arztbesuch Zeit blieb.

Es wurde Nachmittag, als die beiden mit ihrem Gespann heimwärts fuhren. Der Tag war nicht nur heiß, sondern auch sehr schwül. Die Bremsen waren lästig um die Pferde. Sie setzten aber auch den beiden Reisenden auf ihren Sitzen arg zu. Die Rappen waren nach ihrer Rast und dem Futter gut ausgeruht. Sie liefen daher gleichmäßig auf dem Fahrweg dahin. Erst auf dem Bergerl hinauf nach Merzenstein gingen sie wieder etwas langsamer. Das Dach des Wagens war aufgespannt. Es schützte aber nur wenig gegen die tiefstehende Nachmittagssonne, die den beiden Herrn direkt in’s Gesicht schien. Tief in sich versunken betrachtete Altzinger die herrlich blühenden Mohn-. Flachs- und Getreidefelder entlang des Weges. Da schreckte ihn sein Nachbar, der mit der Hand nach den dunklen Wolken auf den Himmel wies, aus seinen Gedanken. Da hatte er ja gar nicht beachtet, daß am Himmel immer mehr Wolken aufzogen, sich in andere hineinschoben, sich so vereinten und das solange, bis eine riesige Gewitterfront im Nordwesten drohte.

Sie fuhren geradewegs in dieses „Wetter“ hinein. Hirsch trieb daher immer wieder die Rosse an, die sowieso richtige Renner waren und daher ihr Tempo immer steigerten. Als sie durch Meinharts fuhren, zuckten die ersten Blitze zur Erde und ein leises Donnern war in der Ferne hörbar. Bald fielen auch die ersten Regentropfen. Schwer klatschten sie auf den Pferden und dem Dache des Wagens auf. Aus ihnen wurden in kurzer Zeit Hagelkörner. In einem furchtbaren Sausen prasselten sie nieder auf die blühenden Felder, auf den Roggen, der auch schon in Blüte stand .In kurzer Zeit war alles zusammengeschlagen. Manchmal hing noch eine Blüte am geknickten Halme. Ansonsten lagen Mohn- und Leinblüten wie hingesät auf dem Boden. Vom Roggen standen nur mehr da und dort einige Büschel in die Höhe.

Und unser Gespann?

Als die Pferde von den ersten Schloßen getroffen, auszubrechen drohten, aber der Kutscher doch die Zügel so anhielt, daß sie mit dem Wagen nicht durchgehen konnten, stiegen sie auf und wieherten vor Angst. Der Fahrer, der sich mit seinen Schuhen an der Vorderseite des Fußstandes stark anstemmte, hielt die Zügel fest in der Hand und versuchte die Tiere mit gütigen Worten zu beruhigen. Den beiden Händlern mochte während dieser Zeit recht ungut zu Mute gewesen sein. Altzinger verharrte regungslos, während der andere halb stehend nur die Rösser im Auge hatte. Endlich erreichen sie den Dietmannser Berg, Da hört der Hagel auf. Doch nun setzt ein starker Regen ein, der je weiter sie abwärts fahren, immer heftiger und heftiger wird, bis ein richtiger Wolkenbruch herniederprasselt. Als hätte der Himmel alle seine Schleusen geöffnet, so kommt Wasser von oben. Nun sind sie in der Mitte des Berges. Da ergießen sich auch von den Hängen riesige Gerinne. Unter den Toren der Höfe von Dietmanns kommen kleine Bäche. Alle strömen dem Fahrwege zu, der selbst einem Bache gleicht. Und unser Fahrzeug?… Das ist bis zu einem Drittel der Räder im Wasser. Schleudert hin du her. Die Pferde sind nämlich ganz außer Tritt geraten. Im Galopp geht es den Berg hinunter. Hirsch läßt aber nicht einen Moment die Züger locker. Noch hat er die Tiere und das Zeugl in der Hand. Doch- wie lange? Denn jetzt wieder ein Blitz. Er geht ganz Nahe in einen „Köwi“. Da zucken die Tiere zusammen.

Doch dann als der Donner kracht, schießen sie ein großes Stück vorwärts, um mit dem Wagen und den beiden Männern durchzugehen. Altzinger schreit auf. Will abspringen. Aber der andere macht einen Schrei hin auf ihn, greift dabei an den Zügeln weiter nach.

Doch jetzt! – Die Tiere bäumen wieder auf. Der Schaum kommt ihnen aus dem Maule und mit fliegenden Nüstern stoßen sie ein Wiehern aus, das wie ein Urschrei der Angst klingt, und das zu Blitz und Donner paßt. Und trotz all dem, der Fahrer läßt sich nicht unterkriegen. Mit dem Aufwand all seiner Kräfte bekommt er, bei leichtem Nachlassen des Regens, Tiere und Wagen wieder etwas in den Griff und kann sie nun auch einbremsen.

Jetzt sind sie ja gleich unten bei der Mühle. Freilich müssen sie da noch vorher über die Brücke des Zwettlbaches. Doch dann können sie in den Mühlhof einfahren. – Aber! – O Schreck! – Der Bach, der sonst ruhig dahinfließt, ist zum tosenden Wildbach geworden, der aus seinem Ufer getreten, wild über Steine spült und weit hinausschwemmt in die Wiesen. Er bringt Äste und sogar Holzscheiter mit, die er an Steine wirft, daß der weiße Schaum hoch aufgischt, um tosend dann weiterzustürmen. Der Bach entwickelt dabei so viel Kraft, daß ihn keine Macht der Welt hätte aufhalten können. Dier Lärm, den das Wasser dabei macht, ist so groß, daß niemand das Herangaloppieren der Rosse und ihr lautes Schnauben hört.

Und um Gottes Willen! Wo ist die Brücke, die über den Bach führt? … Die ist weg, weg, – ja, weg! Um Gottes Himmelswillen! – Heiliger Nepomuk hilf! Hilf! – Und siehe da. Die Pferde, die bis jetzt den Fahrweg nicht verlassen haben, brechen aufeinmal nach rechts aus, auf den schalen Weg, der in die Wiesen neben dem Bache führt. Und weil auch der Regen stark nachläßt, bringt der Kutscher das Gefährt zum Stehen. Zuerst getraut er sich gar nicht aufzuatmen. Doch dann gibt er, als er die Rettung aus der Gefahr merkt, seiner Erleichterung durch ein lautes „Gott sein Dank“ und einem erlösenden Seufzer Ausdruck.

Doch da, er spürt ein eigenartiges warmes Rieseln an seiner Hand. Er schaut und schaut und kann es nicht glauben, daß auf seine rechten Hand Blut, wirkliches Blut fließt. Im ersten Moment glaubt er, sich verletzt zu haben. Es rinnt so stark, daß es nur über den Ärmel sudelt und zur Erde tropft. Nun ist er starr vor Entsetzen, als er sieht, daß es aus einer Ader des Unterarmes kommt. Da schreit er um Hilfe. Er ist ganz blaß im Gesicht und voll Angst, zu verbluten.

Da beginnt nun Altzinger, der bis jetzt die Pferde lobend abtätschelte, ruhig und gefaßt auf ihn einzureden. Er nimmt dem Blutenden die Zügel aus der Hand, um sie rasch an einen jungen Baum zu knüpfen. In seiner jetzigen Ruhe ist er gar nicht zu erkennen, war er doch noch vor kurzem so aufgeregt und unruhig.

Derweil er dem Gefährten Mut macht, holt er eiligst aus seiner Rocktasche und aus der des Verängstigten die Taschentücher, legt sie zusammen, sowie es sein Schwiegervater, der Arzt war, und von dem er das so wußte, tat, und bindet rasch das Gefäß ab. Dann schreit er, was er aus dem Halse bringt, um Hilfe. Die Leute aus der Marktmühle, die zum Bache liefen, um nach der abgetriebenen Brücke zu suchen, bringen nun, wie von Altzinger angeordnet, den stark verängstigten Hirsch zum Wundarzt nach Groß Gerungs. Der erklärt auch den Aderriß. Nämlich durch die große Aufregung und Anstrengung wären die Adern so angeschwollen, daß die eine durch eine Stauung riß. Ein Aderlaß wäre eben schon lange notwendig gewesen.

Nach diesem schrecklichen Erlebnis brachten die Leute der Marktmühle die Pferde bei der nächsten Brücke über den Zwettlbach. Die beiden Männer erklärten später, aus Dankbarkeit für die wundersame Errettung etwas zu unternehmen. Und so errichteten sie 1859 auf der neu erbauten Brücke eine Nepomukstatue, die heute noch zu sehen ist.

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