Friesenhofkapelle (48.552017, 14.979357)

Friesenhofkapelle

 
 

Östlich vom Friesenhof, einem landwirtschaftlichen Anwesen südwestlich von Freitzenschlag, steht eine sogenannte Wetterkapelle aus dem Jahre 1922.


Der im Grundriss rechteckige Bau hat ein ziegelgedecktes Satteldach mit einem kleinen aufgesetzten Turm mit großem Kreuz. An den Seitenwänden gibt es je ein rundbogenförmiges Fenster. Die Fassade der vorderen Giebelmauer wird durch eine rundbogenförmige Nische, in der die Statue des Heiligen Donatus steht, aufgelockert. Daneben kann man die Jahreszahlen 1922 und 1990 lesen. Darunter befindet sich eine rechteckige Holztür mit eingelassenem Holzkreuz.

Der Gebetsraum hat eine flache Holzdecke und mehrere Reihen Gebetsbänke. An der Vorderseite steht ein Altar aus Holz. Das Altarbild zeigt Jesus auf dem Ölberg. Links steht die Statue der Heiligen Maria, rechts Jesus.

Friesenhofkapelle
Friesenhofkapelle


Friesenhofkapelle
Friesenhofkapelle


Friesenhofkapelle
Friesenhofkapelle



Die nun folgenden Fotos und Schriftstücke wurden uns dankenswerterweise von Herrn Martin Haneder (Friesenhof – Freitzenschlag 34) zur Verfügung gestellt, wofür wir uns herzlich bedanken.

Im Jahre 1989 wird die Kapelle im Zuge eines Güterwegebaus renoviert. Hier sieht man den Zustand vor der Renovierung.

Friesenhofkapelle
Friesenhofkapelle


Am 9. September 1990 wird sie von Pfarrer L. Grünberger erneut eingeweiht.

Gleich neben der Tür hängt ein Strick von der Decke der zur einzigen Glocke im kleinen Turm führt, die seit dem Kapellenbau mit einer kurzen Unterbrechung während der Kriegsjahre noch immer mit der Hand geläutet wird.

Friesenhofkapelle
Friesenhofkapelle


Martin Haneder erzählt dazu:

Die Glocke wird Anfang der 1940er Jahre von den Nazis gestohlen um mit dem Metall Waffen zu schmieden. Im Jahre 1947 kauft mein Opa (Josef Haneder “Friesenhof”) eine Neue.
Geläutet wird von Familie Schrammel Nr.35 täglich um 6 Uhr, um 12 Uhr und um 20 Uhr (im Winter um 19 Uhr), und jeden Freitag um 9 Uhr immer mit der Hand!
Früher wars immer so, dass wir der Fam. Schrammel für das Läuten einen Sack Hafer pro Jahr gegeben haben. In den letzten Jahren machen wir das mit dem Hafer nicht mehr, sondern wir geben ihnen einige m³ Hackschnitzel.

Herr Haneder stellt uns auch den interessanten Schriftverkehr mit der Oberösterreichischen Glockengießerei St.Florian bei Linz zur Verfügung. Die Schriftstücke samt Rechnung sind nicht alleine wegen des Bestellvorganges interessant, sondern spiegeln vielmehr die allgemeine Situation der Bevölkerung zur damaligen Zeit wieder. Mangel herrschte an allen lebenswichtigen Dingen (siehe Schriftstück 1). Auch die Tatsache, dass diese Glocke ursprünglich für Frauendorf bestimmt ist, unterstreicht die allgemeine schwierige Zeit.
Ein weiteres Problem stellt die wieder eingeführte Schilling Währung und deren Kurs dar. So wird ein einbezahlter Betrag von 350,- Schilling vom 6.12.1947 der Glockengießerei mit nur mehr 116,66 Schilling gutgeschrieben. Ein Jahr später gibt es dazu ein Entschuldigungsschreiben.

Schriftstück 1Schriftstück 2Schriftstück 3Schriftstück 4Schriftstück 5

An folgenden Tagen besuchen wir die Kapelle und beten einen Rosenkranz:
An den Adventsonntagen, am 24. Dezember um 16 Uhr (dann kommt das Christkind in die Häuser was uns als Kinder immer erzählt wurde, daher waren wir natürlich am 24. besonders motiviert in die Kapelle zu kommen), am 25. und 26. Dezember, am Altjahrstag um 16 Uhr, am Neujahrstag und am 6. Jänner.
An allen Fastensonntagen beten wir den Kreuzweg und am Ostersonntag einen Rosenkranz.
Vorbeter ist mein Vater (Haneder Emmerich, Sohn Josef Haneders und Enkel des Erbauers Johann Haneder).

Zur Entstehungsgeschichte berichtet uns Martin Haneder:

Mein Urgroßvater Johann Haneder (1880-1937) geht im Jahr 1921 nach Hause. Nach Feldarbeiten am sogenannten “Unterfeld” trägt er eine Gabel auf der Schulter. Als er an der Stelle der heutigen Kapelle vorbeikommt wird er von einem Blitz getroffen. Er hat aber großes Glück und wird in den nächsten Monaten wieder vollkommen gesund. Er verspricht an dieser Stelle, zum Dank eine Kapelle errichten zu wollen, was er dann auch tut.
Noch im selben Jahr beginnt er mit Hilfe seiner Familie und den Nachbarn ( Fam. Weichselbaum, Fam. Mitteröcker, Fam. Binder aus Stallreitern, Fam. Dürnitzhofer Nr. 36, Fam. Schrammel Nr. 35 ) eine Kapelle zu errichten. Im darauf folgenden Jahr 1922 wird die Kapelle feierlich „Jesus auf dem Ölberg“ geweiht. Die kleine Glocke im Turm weiht man dem Heiligen Donatus, der als Wetterpatron gilt.


Friesenhofkapelle
Auf einem alten Foto aus den 1920er Jahren sieht man Johann Haneder mit einem zerrissenen Kleidungsstück, das vom Blitzschlag stammen könnte, inmitten mehrerer Personen vor der Kapelle.

Die Personen von links nach rechts:
ein unbekannter Wanderer, Fessl Franz (lediger Sohn von Cecilia), Haneder Josefa (Tochter von Johann u. Cecilia), Weichselbaum Rosa (geb. Haneder Tochter von Johann u. Cecilia), Schrammel Sen., dahinter steht eine fremde Wandererin, Haneder Cecilia (geb. Fessl, Frau von Haneder Johann), Haneder Johann (mit zerrissenem Kleidungsstück), Schrammel Franz, Haneder Josef (Sohn von Haneder Johann u. Cecilia) und Kitzler Anton (ein Wanderschneider der am Friesenhof sozusagen das Gnadenbrot bekommen hat)



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