Die ehemalige Kapelle in Kleehof (48.585117, 15.232676)

Die ehemalige Kapelle in Kleehof

 
 

Heute sieht man noch eine hohe flache Giebelmauer mit einem quadratischen Turm, der weithin sichtbar ist.


Die alte Hofanlage ist noch zu erkennen. Die Front ist gegen Norden gerichtet. Die Häuser stehen giebelwärts gegen Norden und sind hier durch eine, zum großen Teil noch erhaltene Steinmauer mit einem rundbogigen Tor verbunden. Der ganze Hof ist auf fünf Einzelhäuser aufgeteilt.

Die ehemalige Kapelle, jetzt beim Haus Nr. 3, ist aus Bruchsteinen und Ziegeln gemauert, weiß verputzt und hat eine glatte, etwas hochgezogene Blendgiebelmauer. Es ist ein rechteckiger Raum, gewölbt mit spitzbogiger Tonne. Durch eingezogene flache Decken ist die Kapelle jetzt in ein Wohnhaus umgestaltet.

Im Westen steht das gemauerte quadratische Glockentürmchen aus dem 16. Jahrhundert, mit gekehltem Kranzgesimse und durch Gesimse gegliedert. Unter diesem befinden sich vertiefte, rechteckige, an den Schmalseiten ausgebogene Felder. Oben gibt es auf jeder Seite ein rundbogiges Fenster in rundbogiger Nische. Gedeckt ist der Turm mit einem gemauerten und mit Ziegeln überdecktem Pyramidendach.

Die Glocke im Turm hat einen Durchmesser von 43 cm und wird im Jahre 1727 in Stift Zwettl für den Kleehof gegossen. Man sieht ein Kruzifix, Maria mit dem Kinde und den Heiligen Johannes von Nepomuk. Die Umschrift lautet: „jesus Nazarenus rex judaeorum – Ferdinand Drackh von Krembs hat mich in Zwetl gegossen Anno 1727“.

Die ehemalige Kapelle in Kleehof
Die ehemalige Kapelle in Kleehof


Zur Geschichte:

Im Jahre 1208 stiftet Hadmar I. von Kuenring dem Kloster Zwettl vier in der Nähe des Dorfes Rudmanns gelegene Mansen, welche nach dem „Zeugnisse“ des ältesten Zwettler Urbars von 1280 mit dem Dorfe “Chlebdorf” identisch sind.

Eine Manse ist ein mittelalterliches Flächenmaß. Der Begriff taucht erstmals im 7. Jahrhundert als mansus auf und wird ab dem frühen 8. Jahrhundert synonym zum im ostrheinischen Teil des Frankenreiches gebräuchlichen Hufe verwendet.
Der Name kommt wahrscheinlich von lateinisch mancipium „Besitz“ von manus + capio, das heißt mancipo „ich gebe zu eigen“ oder von mansio „Haus“.
Die Manse hat zu Beginn der Karolingerzeit keine feste Größe, die errechneten Durchschnittswerte liegen bei rund 11 bis 16 ha. Die Größe schwankt auch sehr stark, da sie von der Beschaffenheit des Bodens, den Arbeits- und Ertragsbedingungen vor Ort und den vereinbarten Abmachungen abhängig ist.

Aus den Urbaren des XIV. Jahrhunderts (von 1315, 1325, 1346) erfahren wir, dass an Stelle dieser Lehen ein mit Ringmauern umgebener Hof steht, auf welchem das Stift die Felder von „Chledor!“ und dem benachbarten, nicht mehr bestehenden „Krotlendorf“ bewirtschaften ließ.

1350 wird die Kapelle im Kleehof geweiht.

Von 1441-1474 verleiht das Stift Zwettl den Hof an Wolfgang Wehinger und dessen Sohn als Leibgedinge, 1498-1513 an Michael Reitler und seinen Sohn, 1513-1522 an Georg Bernharter. Seither führt ihn das Stift in Eigenregie. 1496 wird der Kleehofer Teich angelegt. 1735 lässt Abt Melchior einen Trakt für die „stiflischen Pfründner“ erbauen.

1787 lässt das Stift die Wirtschaft auf und verkauft den in vier Teile geteilten Hof an Bauern. Die Kapelle wird in den Losteil Nr. 3 einbezogen und dient als Wohnstube.

1809 brennt der Ort durch Blitzschlag nieder, 1820 wird von Nr. 1 das Haus Nr. 5 abgetrennt, um 1850 das Haus Nr. 6 neu erbaut.


Größere Karte anzeigen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert